Antifaschismus

Anmerkung zum Bericht über die linksradikale Vollversammlung zum Thema "Übernimmt der Staat den Antifaschismus?" von cs

Tendenziöser Bericht

cs' Bericht von der Vollversammlung gibt weder die Stimmung noch den Inhalt der Diskussion richtig wieder. Auch wenn die drei Grundpositionen, die es in dieser abgegrenzten Form bei den TeilnehmerInnen aber gar nicht gibt, tendenziell richtig dargestellt werden, lässt cs alles aus, was seiner persönlichen Ansicht zuwider läuft. Das ist speziell die Position 1, die sich für eine partielle Bündnisarbeit auch mit bürgerlichen Parteien und staatlichen Institutionen ausspricht. Abwertend glaubt cs: "Schätzungsweise 2/3 der Anwesenden hielten es da eher mit der Einschätzung der Position 2, bzw. 3."? Weder hat er eine repräsentative Umfrage gestartet, noch konnte man dieses Zahlenverhältnis aus den Wortbeiträgen entnehmen. Allenfalls wurden diese Positionen mit 2/3 der Gesamtlautstärke vertreten, was nicht umbedingt für ihre Qualität spricht. Immerhin gipfelten diese Positionen in den Forderungen: "Die Antifa bewaffnen" (am besten sollte der Staat die Waffen dafür liefern, oder was?), "auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden" und "Jede Eindämmung der Faschisten stärkt den Wirtschaftsstandort Deutschland, deshalb dürfen wir uns nicht daran beteiligen".

Die erste dieser extremen Äußerungen hat cs dargestellt. Allerdings ist sie nicht "innovativ" (cs), sondern saudumm. Die anderen beiden werden netterweise in dem Bericht unterschlagen. Sie propagieren eine Barbarei, aus der keine Revolution und keine linksradikale Perspektive entstehen kann, nicht in der Weimarer Republik und heute auch nicht. Darüber wurde ausgiebig gestritten, doch kann man bei cs nichts davon lesen. Insbesondere gab es eine Fundamentalkritik an Bündnissen.

Diese Leute mögen eins zur Kenntnis nehmen: Auch ein Bündnis zwischen KAGON und bewegung! ist ein Bündnis. Jedes Bündnis muss sich daran messen lassen, was für die eigene, in diesem Fall linksradikale, Politik rauszuholen ist, ohne eigene Positionen aufzugeben. Unter diesem Aspekt dürfen auch die aktuellen Bündnisse, z.B. von AVANTI, kritisiert werden, und sie wurden auch kritisiert. Insbesondere wurde auch angeführt, dass der quasistaatliche Antifaschismus tatsächliche Einschränkungen des rechtsextremen Treibens gar nicht anstrebt, dass außer Wortgeklingel keine praktischen Konsequenzen zu erkennen sind (was der Richterspruch im Guben-Prozess am Landgericht Cottbus mal wieder belegt). Genau das aber nehmen die Gegner der "Standort-Imagepflege" ohne Analyse einfach an. Wenn ein Runder Tisch in Kiel den Nazis nicht mehr Abschreckung, den Verfolgten nicht mehr Schutz bietet als das Cottbusser Urteil, dann müssen ernsthafte Antifa-Gruppen ihn schnellstmöglich verlassen. Jede andere Kritik von antifaschistischen Bündnissen aber läuft auf eine Stärkung der Neonazis hinaus. Wer dem rassistischen Mainstream nur zugucken will - solche Äußerungen gab es, auch wenn sie von cs aus gutem Grund nicht erwähnt werden -, um sich irgendwann später mal den schon Ermordeten als Erlöser anzubieten, wer meint, dass die humane Gesellschaft aus den Ruinen der Barbarei wie Phönix aus der Asche aufersteht, der kann das meinetwegen für eine ganz radikale Strategie halten, aber der möge sich bitte von antifaschistischen Diskussionen fernhalten!

cs erwähnt positiv, die Inhalte linksradikaler Antifa seien auch mal genannt worden ("Selbstschutzgedanke, Wiedererlangung der kulturellen Hegemonie bei Jugendlichen ..."). Das ist nett, aber fernab der Realität. Teile der versammelten Linksradikalen wurden nicht müde zu betonen, dass sie mit den anderen im Ernstfall nichts zu tun haben möchten, drohten sich gegenseitig und deuteten an, was sie mit der Macht aus den Gewehrläufen noch alles machen würden, wenn die Faschos erstmal erledigt wären. Bedenkt man dazu noch, dass es sich - alles in allem - um eine gesellschaftlich marginale Menschenansammlung handelte, so scheint nichts so weit hergeholt wie der Gedanke, diese Leute könnten für sich selbst einen Schutz vor faschistischen Übergriffen organisieren, geschweige denn, ihn den in Wahrheit Bedrohten anbieten, oder aus eigener Kraft die kulturelle Hegemonie (sowas wie "Leitkultur") unter Jugendlichen zurückerobern. (BG)

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