Hintergrund

Was ist DU (depleted uranium, abgereichertes Uran)?

Ein Abfallprodukt der Urananreicherung für Atomwaffen und Atomreaktoren. In den USA gibt es davon über 500.000 to. Es ist sowohl giftig als auch leicht radioaktiv, ein unangenehmer Sondermüll. Die Halbwertszeit beträgt 4,5 Mrd. Jahre, was mit geringer, aber dafür umso länger andauernder Strahlung einhergeht. DU-Geschosse sind pyrophor, d.h. sie verbrennen beim Aufprall auf Stahl, z.B. Panzer. Dabei entstehen Uranoxid-Aerosole, also Staubpartikel, die im Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu sein. DU ist 3mal dichter als Eisen und 1,7 mal dichter als Blei. Wegen seiner ballistischen Eigenschaften trägt die DU-Munition wesentlich weiter und durchdringt auch Panzerungen. Die SFOR hat eingestanden, 18.000 dieser Geschosse in Bosnien 1994 und 1995 verwendet zu haben. Im Kosovokrieg 1999 wurden solche Geschosse vor allem im zentralen, südlichen und südwestlichen Kosovo von US-Militärflugzeugen (A10-"warthogs") während der 78-Tage-Bombardierung abgefeuert, wo später italienische, spanische und portugiesische Friedenssoldaten eingesetzt wurden, nach italienischen Schätzungen etwa 31.500 Schuß. (vgl. dazu LinX 12/00)

Die Nato hatte zunächst jede Information über den Einsatz DU-haltiger Munition verweigert. Nun lehnt sie nur noch die Theorie ab, daß abgereichertes Uran in der Munition Soldaten krank machen könne (was ja bei Munition immer mit etwas Zynismus verbunden ist). Nach ihren Angaben ist es unmöglich, genug Uranstaub einzuatmen, um einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt zu sein. Allerdings gab es - verspätet herausgegebene - Richtlinien, welche Vorsichtsmaßnahmen bei DU-getroffenen Fahrzeugen zu beachten wären. Auch vor einheimischen Produkten und Wasser schützte man die Soldaten konsequent durch Importwaren. Das US- und UK-Verteidigungsministerium bestreiten nun nicht mehr - was sie jahrelang taten -, daß der entstehende Staub beim Aufschlag gefährlich sei. Jedoch sei das Problem lokal sehr begrenzt (wohingegen unabhängige Studien fanden, daß der Staub viele Meilen weggetrieben werden kann). Das einzige Risiko stamme von seinen Eigenschaften als Schwermetall, die Radioaktivität sei zu vernachlässigen. Der britische Minister verglich die Strahlung der DU-Munition mit der von Haushaltsgeräten, was a) einfach gelogen war, und b) unterschlägt, daß Haushaltsgeräte seltener beim Zusammenstoß mit Panzern verdampfen. Auch der deutsche Verteidigungsminister Scharping versucht, die Nato-Linie treu widerzugeben, so ganz geklappt hat es aber noch nicht. Am 9.1. war er sicher, daß von der DU-Munition keine Gefahr ausgehe, da die Strahlung unterhalb der natürlichen Hintergrundstrahlung läge. Nicht nur, daß sich sein Ex-Kollege Funke mit der gleichen Strategie beim Thema BSE bereits in die Pension geredet hat - er hat wohl mal wieder was durcheinander gebracht: Zwar ist die radioaktive Strahlung ca. 40% geringer als die natürlichen Urans. Das heißt aber nicht, daß Natururan harmlos ist oder mit normaler Hintergrundstrahlung gleichzusetzen wäre. Im Gegenteil: Die Uranminen in Australien, Südafrika, USA und Rußland sind weiträumig verseuchte Territorien und keine Kinderspielplätze. Trotzdem hat Scharping auch ein Strahleninstitut in München gefunden, was seine Haltung "Gefährdung ausgeschlossen" bestätigt, u.a. auch auf den Internetseiten des Verteidigungsministeriums. Als Beleg müssen ausgerechnet die ehemaligen Wismut-Arbeiter in Sachsen und Thüringen herhalten, bei denen sei durch Uranstaub auch kein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt worden. Eine von Scharping in Auftrag gegebene Studie an 121 deutschen Soldaten und 50 Zivilhelfern fand ebenfalls keine erhöhten Uranwerte. (BG)

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