Antimilitarismus

Mahnmal mit Fragezeichen

Mahnmal Kilian e.V. stellte Nutzungskonzept für den Flandernbunker vor

Mitte Februar ersteigerte Jens Rönnau vom Verein Mahnmal Kilian e.V. in einer Zwangsversteigerung den am Kieler Hindenburgufer gelegenen Hochbunker. (LinX 5/01 berichtete). Nachdem der Verein nun den endgültigen Zuschlag für das stark beschädigte Objekt erhalten hat, wurde am 23.3. gemeinsam mit dem Ortsbeirat Wik zu einer Pressekonferenz geladen. Die Vorstellung des vom Verein erarbeiteten Nutzungskonzepts fand in der Bunkerruine selbst statt. An der starken Zugluft, dem rohen Charakter des durch seine aufgebrochenen Mauern für Kriegszwecke untauglich gewordenen Bunkers und seiner bedrückenden Atmosphäre wird sich nach Vorstellung des Vereins nichts ändern. "In solch einem Denkmal soll man sich nicht wohl fühlen", betonte Jens Rönnau, "Krieg ist auch unschön". Als authentisches Bauwerk aus der Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs soll der von Zwangsarbeitern erbaute Bunker, der als Marinebunker ausschließlich Wehrmachtsangehörigen vorbehalten war, an eben jene Zeit erinnern. Um die Ruine zu einem "Zeichen der Stadt Kiel gegen Krieg, Faschismus und Gewalt" zu machen, sind jedoch dringend Maßnahmen zur Grundstücks- und Gebäudesicherung wie Dachversiegelung gegen Feuchtigkeit, Installierung eines Geländers an den Wandöffnungen und der Instandsetzung des Zauns notwendig.

Das ursprünglich für den jetzt fast völlig gesprengten Bunker Kilian am Ostufer der Förde entwickelte Konzept, einen der zahlreichen noch vorhandenen Wehrmachtsbunker der "Festung Kiel" zu einem Ort des Erinnerns an die Opfer des NS-Diktatur umzufunktionieren, soll nun mit dem so genannten Flandernbunker umgesetzt werden.

Sein Anliegen, mit dem Bunker einerseits zu erinnern und gedenken, andererseits aber auch durch Aufklärung und Information zu Völkerverständigung und Friedensförderung beizutragen, möchte der Verein auf verschiedenen Ebenen umsetzten: Der Hochbunker soll zunächst als "Monument im öffentlichen Raum" für sich sprechen. Am äußeren Erscheinungsbild wird daher nichts verändert werden. Lediglich an eine nächtliche Anstrahlung und die Aufblendung von zu dem Kontext passenden Worten und Bildern ist gedacht.

Damit das Mahnmal auch zu einem Ort des Lernens und Erfahrens wird, werden die Innenräume für Führungen zugänglich gemacht. Vereinzelte historische Bilder an den ansonsten nackten Wänden sollen dabei als Aufhänger für verschiedene Führungsschwerpunkte wie "Kiel im 2. Weltkrieg", "Zwangsarbeit", "Arbeits-Erziehungslager Russee" oder auch "Überleben in Bunkern" dienen. Mit den Trümmern des jetzt gesprengten Bunker Kilians wird so - die Planung - auf dem Grundstück des Hochbunkers an das verschwundene Denkmal Kilian erinnert. Sollte bei entsprechenden finanziellen Möglichkeiten der Einbau eines witterungsunabhängigen Innenraums möglich sein, ist auch an die Veranstaltung von Seminaren, Symposien sowie Lesungen oder Theateraufführungen gedacht.

Bild Nutzungskonzept Stellten Nutzungskonzept vor: (v.l.) Jens Rönnau, Harro Rüchel, Karin Halbe (Foto: jm)
Bild Flandernbunker Flandernbunker am Hindenburgufer (Foto: jm)

Die bei der Pressekonferenz anwesenden Mitglieder des Ortsbeirats Wik zeigten sich dem Vorhaben des Vereins gegenüber aufgeschlossen und auch SPD-Ratsfrau Karin Halbe sicherte ihre Unterstützung zu. Sie erinnerte an die Ratsbeschlüsse, in denen sich für eine solche Mahn- und Gedenkstätte auch nach der Sprengung der Bunkerruine Kilian ausgesprochen wurde und die u.a. auch zur Einrichtung einer Bunkerkommission führten.

So erfreulich und notwendig eine breite Unterstützung für die Gedenkstätte Flandernbunker auch sein mag, fraglich ist, wie sich eine explizite antimilitaristische Ausrichtung des Mahnmals mit der vom Vereinsvorsitzenden betonten "guten nachbarschaftlichen Beziehung" zum unmittelbar angrenzenden Marinestützpunkt auf Dauer vereinbaren lässt. Die Ratsversammlung bemüht sich zur Zeit intensiv um eine Stationierung des noch im Bau befindlichen neuesten Einsatzgruppenversorgers (EGV) der Bundesmarine - wichtig für die so genannten Kriseneinsätze - an der Kieler Tirpitzmole. Falls der EGV tatsächlich in direkter Nähe zum Mahnmal gegen den Krieg stationiert wird, kann es der Verein wohl kaum bei dem propagierten "Diskurs statt Konflikt" belassen.

(cs)

Finanzielle Unterstützung in Form von Spenden oder zinslosen Darlehen werden vom Verein dringend benötigt. Konto: Jens Rönnau, Postbank Hamburg, BLZ: 20010020, Kto.: 863696-204, Stichwort: "Bunker-Spende" bzw. "Bunker-Darlehen".

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