global village

Anlässlich der diesjährigen 1.Mai-Demonstrationen und -aktionen, die nicht zuletzt in London von antikapitalistischen Globalisierungsgegnern wie dem RTS-Netzwerk (www.reclaimthestreets.net) geprägt waren, fragt sich die "Financial Times", welche Rolle das Internet für die Protestbewegungen spielt. Eine herausragende, meint Autor David Bowen und bietet ein paar Links zu Seiten, die auch LinX-Leserinnen und -Leser interessieren könnten: www.mayday2001.org, www.maydaymonopoly.net. Letztere Adresse scheint gesperrt zu sein, aber unter www.wombleaction.mrnice.net gibt es auch interessante Infos auf die Aktionen in London. Im Übrigen habe das Netz die Protestszene verändert. Während man früher vor allem in kleinen "Zellen" organisiert gewesen sei und dazu tendiert habe, ähnlich gesinnte Gruppen mehr zu hassen, als den gemeinsamen Feind, so sei man heute offener und mehr auf den Gegner konzentriert. Das Internet erleichtere die Kommunikation und arbeite dann am besten, wenn man kooperiere.

Ob es im Umkehrschluss wirklich an der immer noch recht zögerlichen Aneignung des Netzes in der deutschen Linken liegt, dass Besserwisserei und sektiererische Abgrenzung nach wie vor deren liebster Zeitvertreib ist? Jedenfalls zeigt ein Blick auf www.germanyindymedia.org, dass man vom Vorbild der unabhängigen Medienzentren anderer Länder — v.a. dem Ursprungsland USA — noch viel zu lernen hat. Bei der Premiere während der Castor-Transporte im März dienten die Seiten im Wesentlichen als Brett zum Abkotzen und für Mitteilungen der Demonstranten untereinander. Der Gebrauchswert für Unbeteiligte und Außenstehende war gering. Weder wurden vernünftige Argumente für die Proteste noch verlässliche Informationen geliefert, was der indymedia- Idee (www.germany.indymedia.org) entsprochen hätte.

In verschiedensten Ländern Nord- und Südamerikas — und nicht nur dort — hat sich indymedia dagegen zu einem wertvollen Medium entwickelt, von dem auch die LinX des öfteren profitiert, wenn sie über Widerstandsaktionen gegen Freihandel und Konzernmacht berichtet. Den Mächtigen in den USA und Kanada ist das immerhin so sehr ein Dorn im Auge, dass sie während der Proteste gegen den allamerikanischen Gipfel in Quebec im April (siehe LinX 9/01) die Unabhängigen Medienzentren in Seattle und Quebec schlossen. (Näheres unter www.indymedia.org.) Aufgrund der dezentralen Strukturen konnte der Informationsfluss zwar behindert, aber nicht unterbrochen werden.

Unterdessen berichtet die Süddeutsche Zeitung, dass kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe sämtliche erhaltenen Dokumente der deutschen Atombombenbauer im Internet veröffentlicht werden sollen. Die Adresse war noch nicht bekannt, aber eine Suche nach "Deutsches Museum" bei www.google.de dürfte zum Erfolg führen. Am 8.Mai wird nämlich eben dort eine Ausstellung eröffnet, die endlich einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen führt, wie eifrig die Ikonen der deutschen Physik unter Werner Heisenberg daran gearbeitet haben, den Nazis eine Atombombe zu bauen. Mit dabei war übrigens auch der Liebling der Friedensbewegung Carl Friedrich von Weizsäcker, der seine Verantwortung stets geleugnet hat.

Ende April fand in Dortmund ein Kongress zu Alternativen in der Software- und Internetentwicklung statt. Näheres unter www.mek-software.de. (wop)

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