KERNspalte

Immer noch linksextremistisch, aber harmloser ist die Anti-AKW-Bewegung geworden. Das schreibt der Niedersächsische Verfassungsschutz in seinen Jahresbericht: Autonome Linke hätten zwar versucht, Militanz in die Castor-Auseinandersetzungen hineinzutragen, doch könnten sie "mit ihrer ideologischen Sichtweise den Protest der Anti-Atom-Bewegung nicht dominieren". Bei den Anti-Castor-Tagen im Wendland will man ca. 800 "gewaltbereite Autonome" ausgemacht haben und folgende Linksextremisten: "... die Initiative X-tausendmal quer überall, die DKP Niedersachsen, Linksruck sowie das Anti-Atom-Plenum Berlin". Jochen Stay’s Sitz-1000mal-quer an erster Stelle der Verfassungsfeinde? Na, gemessen an den letzten Castor-Transporten, nicht ganz abwegig. Was erschütterte den Atomstaat? Gar nichts, aber am ehesten noch Robin Wood und Graswurzel-Revolution!

Z.B. Greifswald. Da sind die von Rheinsberg doch schneller losgefahren, als die letzte LinX herauskommen konnte! Einer Gruppe "Wir stellen uns quer" (weniger als 1000!) wurde jeglicher Protest verboten, 40 Blockierer konnten den Zug 20 km vor Greifswald ein halbes Stündchen aufhalten, dann rollten die 4 Castoren am 9.Mai ins Zwischenlager Lubmin. Naja, ein Vom-Netz-Blockieren kam ja sowieso nicht in Betracht...

Z.B. Brunsbüttel/Stade: Greenpeace pflanzte Apfelbäume auf den Schienen vor La Hague, Robin Wood kettete sich mal wieder an, 400 Menschen versammelten sich in Harburg und lungerten dort weitgehend zweckfrei herum, 6 Menschen wurden bei Wilster festgenommen wegen vermuteter Planung einer Aktion (?), 5 Festnahmen im südpfälzischen Hagenbach aus dem gleichen Grund, eine kleine Blockade in Lüneburg, eine in Uelzen, eine bei Wörth, eine bei Straßburg, Proteste in Hessen, dann das Unerwartete: Blockaden in Frankreich! 90 min Aufenthalt bei Amiens, 20 min bei Caen. Viel Kleinkram, wenig Menschen. Es bleibt viel Gelegenheit zum Verbessern, allein von Stade werden noch dieses Jahr weitere 6 Transporte erwartet.

Störungen auch zum Auftakt des Atomiker-Kongresses am 16.5. in Dresden: Russische AtomgegnerInnen von EcoDefense!, Greenpeace Deutschland und das Anti-Atom-Netzwerk Sachsen protestierten damit gegen die geplanten Atommüllexporte nach Rußland (s. LinX 9/01).

Störung im Reaktor Biblis B: Ein plötzlicher Druckabfall führte am 17.5. zur Schnellabschaltung, Ursache unbekannt. Vorerst bleibt er vom Netz.

Kaum vorstellbar, dass man mit Trittins Atompolitik auch in der rechten Mitte der Gesellschaft nicht einverstanden sein kann. Kommt aber vor: Die Bielefelder Epidemiologin Maria Blettner hat aus Verärgerung über Bundesumweltminister Jürgen Trittin den Vorsitz der Strahlenschutzkommission niedergelegt. Trittins Personalpolitik sei "parteipolitisch motiviert". Gemeint ist die Berufung des Strahlenmediziners Kuni, dessen Kompetenz Blettner anzweifelt, weil er "minimale Risiken skandalisiert". Merkels CDU will im Wahlkampf den Abschied vom "Ausstieg", wie sie den Atomkonsens bezeichnet, zum Programm machen. Die Atommafia will das aber nicht. Stattdessen will sie am 11. Juni gemeinsam mit dem Bundeskanzler den "Atomkonsens" endgültig und feierlich unterzeichnen und seinen Geist (vom "Konsens", nicht von Schröder, obwohl das kaum einen Unterschied macht) Gesetz werden lassen, na dann prost! (bg)

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