KERNspalte

Umweltstaatssekretär Willy Voigt hat nun bestätigt, dass im KKK (Kernkraftwerk Krümmel) schon seit April nicht alles so läuft, wie es soll. Die automatische Abschaltung eines Krans bei Gewichtsüberlastung funktionierte nicht, als er aus Versehen mehrere Brennelemente auf einmal herauszog (s. LinX08/01). Er ließ offen, ob jemand den Kran absichtlich manipuliert hatte.

Derweil kämpft sich das Bundesumweltministerium von Erfolg zu Erfolg. Die Biomasse-Verordnung passierte Bundesrat und Bundestag. Nach Trittins Worten steht nun zu erwarten, dass Milliarden (in EURO hört sich das nicht ganz so toll an) in Biomasse-Kraftwerke investiert werden und den Klimaschutz "erheblich" voranbringen. Merkwürdig nur, daß der VdEW (Verband der deutschen Elektrizitätswirtschaft) auf seinem Jahreskongress diese Woche in Hamburg die Klimaschutzziele ganz anders interpretiert. RWE-Vorstand Maichel schöpfte wieder Hoffnung für die Zukunft der Atomenergie. Der Konsens diene nur dem Bestand der 19 laufenden AKWs, aber ohne AKW-Neubauten seien die Klimaschutzziele der BRD nicht zu erreichen. Deshalb werde es schon in wenigen Jahren zu einer "Neubewertung der Kernenergie" kommen und zwangsläufig zu AKW-Neubauten - europaweit. Bis dahin verleihen die USA der Branche Flügel, wovon auch jetzt schon Framatom/Siemens profitiert.

Trittins nächster Meilenstein, die Novelle der Strahlenschutzverordnung - von Umweltverbänden wegen der planmäßigen Verbreitung von niedrigstrahlendem Müll auf Hausmülldeponien scharf kritisiert - fand ebenfalls Zustimmung im Bundesrat, obwohl viele Ländervertreter die vorgesehenen Grenzwerte noch zu niedrig, weil zu teuer fanden.

Die internationalen Proteste gegen den tschechischen Skandalmeiler Temelin tragen erste Früchte: Trittin hat seine Experten aus der internationalen UVP-Kommission zu Temelin zurückgezogen - aus Protest gegen Pressemitteilungen des Betreibers, in denen der Kommissionsbericht als Unbedenklichkeitsbescheinigung interpretiert wird. E.ON will seinen Liefervertrag mit Temelin kündigen - ob wegen der vielen Boykottdrohungen oder weil der Meiler sowieso dauernd ausfällt, darüber haben die Vertragspartner "Stillschweigen vereinbart". Wie die Belegschaft es geschafft hat, trotz abgeschaltetem Reaktor in der letzten Woche größere Mengen radioaktiven Kühlwassers in die Umgebung ablaufen zu lassen, darüber bewahrt sie ebenfalls Stillschweigen. Wenn "unser starker Arm es will", wird Vieles möglich, nur Wunder dauern etwas länger.

Auch in Japan: 56% der Einwohner von Kariwa stimmten gegen MOX-Brennelemente im benachbarten AKW. Das ist neu, aber rechtlich nicht bindend.

Die Ehe ist auch nicht mehr, was sie mal war. Heutzutage gilt es als Zeitverschwendung, wenn man in der Krise immer wieder zum Eheberater rennt, anstatt sich gleich neue paarungswillige Partner zu suchen. Nur die BI Lüchow-Dannenberg und der Grünen-Vorstand in Gestalt von Claudia Roth und Fritz Kuhn setzen sich immer wieder zusammen, zuletzt am 31.5. in Waddeweitz, nur um wiederholt festzustellen: "Wir haben nichts gemeinsam!" BI-Sprecher Wolfgang Ehmke ist mal wieder "enttäuscht": Die Grünen stünden auch hinter den nächsten Gorlebentransporten, das Endlager Gorleben sei nicht vom Tisch, in Sachen Atomkonsens gebe es konträre Auffassungen. Wolfgang! Das Private ist nicht immer politisch, aber manchmal doch ein guter Maßstab: Lass es sein!   (bg)

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