KERNspalte

Am 20.6. wurden zwei Castorbehälter mit abgebrannten Brennelementen aus dem AKW Unterweser bei Wörth nach Sellafield transportiert. Auf dem Weg zur französischen Grenze kam es zu kleineren Blockaden, bei denen die Polizei drei Atomkraftgegner vorübergehend festnahm und 39 Platzverweise aussprach. Mitverantwortlich für den geringen Widerstand war die überraschende Fahrtroute: Die AKW-GegnerInnen hatten einen Transport durch Bremen erwartet, stattdessen fuhr der Zug über Oldenburg in die Pfalz. Dennoch nahm das rheinland-pfälzische Kabinett diese Vorfälle zum Anlass, wenige Tage später eine "Wegtragegebühr" von bis zu 3000 DM zu beschliessen, wie sie in Baden-Württemberg schon üblich ist. Ziel solle es sein, potenzielle Störer abzuschrecken und "die immensen Kosten für die Großeinsätze abzumildern", so Innenminister Zuber. Die Gebühr könne jedoch auch in anderen Situationen erhoben werden, versicherte er treuherzig, z.B. gegen "Störer bei Rockkonzerten, Weinfesten oder Fußballspielen".

Nur noch Putins Unterschrift, dann kann das große Geschäft losgehen: Auch der russische Föderationsrat hat dem Gesetzespaket zur Einfuhr von ausländischem Atommüll mit 92 zu 17 Stimmen bei 10 Enthaltungen zugestimmt. Es geht um den Import von 20.000 to Müll und 24 Milliarden Euro, die angeblich teilweise zur Sanierung der verseuchten Gebiete in Russland verwendet werden sollen - was auch niemand glaubt.

RWE will in künftigen Zwischenlagern an bayerischen Atomstandorten Atommüll in neuartigen, noch ungenehmigten Behältern einlagern. Die Essener Gesellschaft für Nuklearbehälter GNB fand es normal, dass man die Einlagerung von Behältern beantragte, die sich noch in der Testphase befinden; damit würde man künftige Absichten bekanntgegeben.

Menschenketten immer noch beliebt: 3 Kilometer lang war eine am 24.6. in Gundremmingen, mit der knapp 2000 Menschen gegen den geplanten Bau des größten Atommüll-Zwischenlagers in Deutschland protestierten. Die Anlage mit Platz für 192 Castor-Behälter soll bis 2005 fertig gestellt sein.

Trittin versucht mal wieder vergeblich, sich bei den Nuklearbetrieben Freunde zu machen. Nach dem Rücktritt der Vorsitzenden der Strahlenschutzkommission, Blettner (LinX berichtete) benannte Trittin den konservativen (will heißen: atomfreundlichen) Physiker Günther Dietze zum Nachfolger. Auf diese Weise will er der Kritik zu begegnen, seine Personalpolitik sei "parteipolitisch motiviert" (Blettner).

Eine in der Elbe-Jeetzel-Zeitung geführte Diskussion weist darauf hin, daß beim letzten Gorleben-Transport wahrscheinlich polizeiliche Provokateure eingesetzt wurden, die mit Leuchtmunition perfekt abgestimmte Polizeieinsätze herbeiführen sollten. Mehrere Augenzeugen berichten von einem ganzen "schwarzen Block", der regelmäßig von den verfolgenden Beamten ignoriert wurde. Der nächste Transport ins Zwischenlager Gorleben wird nun in der zweiten Oktoberhälfte erwartet.

Seit dem 28.6. produziert Krümmel unter Auflagen wieder Strom. Bei der 91 Tage dauernden Revision wurden rissanfällige Rohre gegen angeblich verbesserten Werkstoff ausgetauscht, aber auch arbeitstechnische Veränderungen vorgenommen, deren deutlichstes Signal die künftige Einschaltung von arbeitspsychologischen Gutachtern ist. Ist Krümmel doch Springfield und HEW Mr. Burns? (bg)

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