Debatte

Schade!

Da haben lj, sg & js zweieinhalb Seiten zur Verfügung gehabt (LinX 2/2002) und statt einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Argumenten von BG und W. Jard kamen nur markige Worte und ein ganzer Sack Unwahrheiten heraus. Z.B.: dass die LinX bei "Diskussionen und Aktivitäten der radikalen Linken in Kiel in den letzten Jahren vor allem durch Abwesenheit" geglänzt habe. Dazu in aller Kürze: Die LinX hat seit 97 umfangreich über diverse internationale Mobilisierungen zu EU- und anderen Gipfeln berichtet und hierzu auch Veranstaltungen (mit-)organisiert. Einige Redaktionsmitglieder waren darüber hinaus wiederholt am Zustande kommen entsprechender Bündnisse beteiligt. Aber vielleicht hat das alles ja genauso wenig mit radikaler Politik zu schaffen, wie die Kritik der städtischen Privatisierungspolitik oder der örtlichen, international aktiven maritimen Rüstungsschmiede.

Fazit: Schade! Die Autoren haben eine Chance zur Diskussion grandios in den Sand gesetzt, anstatt die beiden (auch von mir) kritisierten Autoren mit einer Bilanz des Krieges zu konfrontieren, die allein den Kern ihrer inkriminierten Aussage — nämlich, dass wir uns in einer Situation vergleichbar mit der im Jahre 1939 befinden — widerlegen könnte. Das war dem Autorentrio aber offensichtlich zu anstrengend.

Dabei wäre es so schwer doch eigentlich gar nicht gewesen. Sie hätten nur mal eben die Zahlen des explodierenden US-Militärhaushaltes recherchieren müssen oder eine Übersicht über das ganze Bündel von Gesetzen und Maßnahmen skizzieren müssen, mit denen in der EU zum Angriff auf die bürgerlichen Freiheiten geblasen wird. Wieso denn immer gleich der Holzhammer? Wen außer der eigenen Gemeinde soll das überzeugen?

In diesen Tagen erleben wir übrigens, wie sich die Widersprüche zwischen EU und USA in einer bisher nicht gekannten Weise zuspitzen. Für die schwache Antikriegsbewegung eine durchaus komplizierte Situation. Nur zu, kann man in Zeiten wie diesen mit allzu plattem "Antiimperialismus" — der in der Linken nicht unnüblich ist, aber nicht den dreien unterstellt sein soll — dem eigenen Imperialismus auf den Leim gehen. Hohe Zeit also, sich in aller Besonnenheit die neue Lage zu unterhalten, anstatt zu versuchen, Bilderhaken mit dem Vorschlaghammer in die Wand zu hauen. Die von W. Jard zur hiesigen Rüstungswerft in der LinX veröffentlichten Beiträge könnten für eine entsprechende Diskussion einen wichtigen Anhalt geben. (wop)

P.S.: Damit keine dummen Gerüchte aufkommen: Die sogenannte Rücktrittserklärung von sg, mit der dieser uns seinen Austritt aus der Redaktion kundtat und auf die die drei Autoren sich in ihrem Brief an die Redaktion Bezug nehmen, war nicht zur Veröffentlichung gedacht. Jedenfalls wurde uns dies seinerzeit mitgeteilt.

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