Kernspalte

Bei der Aktionärsversammlung des größten deutschen Energieversorgers E.ON protestierten Greenpeace-Mitglieder gegen die Stromgeschäfte des Konzerns mit osteuropäischen Tschernobyl-Reaktoren. Sie forderten eine Kennzeichnungspflicht für Strom, was E.ON natürlich mit allen Mitteln verhindern will, vielleicht auch, weil sie durch ihr weltüberspannendes Netz selbst nicht mehr durchblicken. Denn Anfang Juli expandiert E.ON auch über den großen Teich und übernimmt für 15,3 Mrd. Euro den britischen Stromversorger Powergen und dessen US-Tochter LG&E Energy. Es entsteht der zweitgrößte Energieversorger der Welt mit 30 Mio. Kunden in 19 Ländern.

Die Umweltschutzverbände BUND, NABU und Robin Wood haben ihre Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Endlager der Bundesregierung aufgekündigt. Grund: Die Genehmigung für das Endlager Schacht-Konrad bei Salzgitter. Die Suche nach einem neuen Standort werde damit hinfällig, so die Verbände. Das Umweltministerium hält jedoch an dem Arbeitskreis fest und führte am letzten Wochenende sogar eine öffentliche Tagung zum Thema in Gartow (Landkreis Lüchow-Dannenberg) durch.

EU-Kommissar Verheugen erneut erfolgreich: Nach Bulgarien soll nun auch Litauen Atomreaktoren stilllegen, nämlich die zwei russischen Reaktoren in Ignalina, wenn es Mitglied der EU werden will. Litauen produziert dort 70 % seines Stroms, bot aber trotzdem 2009 als endgültiges Abschaltjahr an, wenn die EU 2,4 Mrd. Euro zur Verfügung stellt, um eine entsprechende Menge Atomstroms entweder einzukaufen oder in einem Neubau zu produzieren. Verheugens Kollegin de Palacio hatte auch eine Idee, wo das Geld herkommen könnte: aus den Rückstellungen der EVU's, zumindest vorübergehend. Das sei Enteignung, kreischten die Konzerne, und bekanntlich darf man bei uns fast jeden enteignen, nur keine Konzerne.

Vier Tage vor der Parlamentswahl wollte die tschechische Atomaufsicht erneut beweisen, was für ein blühendes bzw. strahlendes Projekt das Atomkraftwerk Temelin sei, und erteilte die Genehmigung zum Probelauf bei maximaler Leistung für 18 Monate. Der Versuch ging gründlich in die Hose. Schon nach 2 Tagen war Schluss wegen des altbekannten Lecks am Turbogenerator. Zusätzlich versagte auch noch ein Sensor in der Stromverteilung, seitdem ist Minimalleistung angesagt.

Die Elbe-Jeetzel-Zeitung gibt das Zeitfenster für den nächsten Gorleben-Transport (diesmal mit 12 Castor-Behältern) mit der 44. bis 46. Kalenderwoche an, das wäre Anfang November. Vorher wolle man nicht transportieren wegen der Bundestagswahl. Mit dabei wären auch die 6 Castoren, die schon in La Hague beladen worden sind. Ein anderer Rückführungstransport startet gerade in Japan: Dort wird das Schiff "Pacific Pintail" mit den beanstandeten MOX-Brennelementen beladen, deren Frachtpapiere gefälscht waren (LinX 01/2000). Die Reklamation soll zurück zum Hersteller BNFL in Sellafield. Umweltschützer kritisierten auch diesen Transport als überflüssig. (BG)

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