KERNspalte

Das AKW Unterweser ist nach einem Leck an einer Schweißnaht einer Druckmeßleitung am 28.6. abgeschaltet worden. In den Räumen wurde eine erhöhte Luftfeuchtigkeit gemessen (angenehm tropisch vermutlich), aber die Radioaktivität lag natürlich weit unterhalb der Grenzwerte, erklärte das niedersächsische Umweltministerium.

Heftige Kritik an dem (in der letzten LinX kurz vorgestellten) von Wirtschaftsminister Müller "ausgehandelten" Kompromiß mit der Atomindustrie kam diesmal vom BUND: Die Regierung habe mit ihrer "katzbuckelnden Haltung" jeglichen Maßstab verloren, Schröder solle Müller das Mandat für die Konsensgespräche entziehen, die Deckelung der Vergütung für regenerative Energiequellen sei der Todesstoß für die Solarbranche und bedeute die Stillegung der Wind- und Wasserkraftwerke, während sich die Atomwirtschaft weitere Wettbewerbsvorteile sichere. Eine Aufgabe der Souveränität der Politik sei die zugesicherte Unantastbarkeit des Atomgesetzes (offenbar glaubt der BUND, das Kapital diktiere die Bedingungen ...). Beim 10. Atomrechtssymposium im Kölner Hyatt-Hotel stellten verkleidete BUND-Aktivisten Bundeskanzler Schröder als Spielball der Atomkonzerne dar und forderten den Sofortausstieg. Warum der BUND aber ausgerechnet Noch-Umweltminister Trittin als Verhandlungsführer sehen möchte, bleibt sein Geheimnis.

Trittin, in seiner eigenen Partei schon umstritten, ist am unbeliebtesten bei den Betriebsräten von 5 deutschen AKWs, die ihm zutrauen, die Wiederaufnahme der Brennelement-Transporte zu verzögern, bis in ihren Abklingbecken kein Platz mehr ist und die "kerntechnischen Anlagen" stillstehen (Jürgen, die glauben an dich!). Sie meinen: "Bei allen Überlegungen müssen unsere Arbeitsplätze im Vordergrund stehen." Regierungsbeamte versicherten ihnen, daß Trittin weder so etwas vorhabe noch ernstzunehmen sei, es gelte das Kanzlerwort, daß es keine "kalte Stillegung" geben werde.

Wenigstens die Polizei glaubt nicht mehr an die Sicherheit von Castor-Transporten. Deshalb ließ sie sich in Niedersachsen Erkrankungen durch ionisierende Strahlung als Berufskrankheit anerkennen, für die kein Ursachennachweis erbracht werden muß. BGS-Beamte sind übrigens nicht eingeschlossen, sie sind wohl immun. Sorgen macht den PolizistInnen aber weiterhin, daß einmal abgeschlossene Berufsunfähigkeitsversicherungen bei Dienstunfähigkeit durch Strahlenschäden nicht zahlen.

In den Barrow-Docks, London, werden zwei Frachter der Pacific Nuclear Transport Ltd. auf eine Seereise nach Japan vorbereitet, bei der 450 kg waffenfähiges Plutonium verschifft werden sollen. Im Zuge von Sparmaßnahmen wird es keine militärische Eskorte geben wie 1992, sondern lediglich drei 30 mm-Kanonen an Deck und eine Spezialeinheit von 26 Offizieren. Das regt Greenpeace nun auf. Sie rechnen mit bis zu 80 weiteren Transporten nach Japan. Da auch die Greenpeace-Leute gut ausgebildet sind und momentan ein neues, dauerhaftes Betätigungsfeld suchen, müßte mein Vorschlag, selbst eine Schlauchbooteskorte zusammenzustellen, doch auf offene Ohren stoßen!

(BG)