KERNspalte

An der internationalen Fahrradtour für die Schließung des AKW Barsebäck vom 1.8. bis 8.8. waren über 50 Deutsche, drei Franzosen und nur 3 Schweden beteiligt. Die gut ausgerüstete Fahrraddemo sorgte besonders an zwei Orten für ein starkes Presse-Echo in schwedischen Tageszeitungen - bei der Ankunft in Trelleborg und am Hiroshima-Jahrestag vor dem AKW-Tor.

In Trelleborg wurde die Gruppe von Vertretern der Umweltpartei, der Linkspartei und der Sozialdemokraten begrüßt, wobei allerdings der Sozialdemokrat in seiner Rede keinen Zweifel daran ließ, daß seine Partei keinen Ausstieg vor dem Jahr 2010 anstrebt. Am 6.8. vor dem AKW Barsebäck blockierte die Gruppe eine Weile lang die Straße mit einem Die-In, eine Aktion, die nicht nur bei der Polizei Missfallen erregte. Hier fand auch eine Kundgebung statt, auf der Jakob von Uexkull, Stifter des alternativen Nobelpreises, von der Perversion der Politik sprach, in der Atomkonzerne Entschädigungen von der Öffentlichkeit erhalten sollen, die sie die ganze Zeit geschädigt haben. Während dieses Ereignis ganzseitige Berücksichtigung mit Bild auf der Titelseite der Morgenzeitung fand, blieb die sog. Großdemo am folgenden Tag (7.8.) nur eine kleine Meldung wert. Kein großes Wunder, waren doch nur 350 Menschen zu dem Marsch von Lund nach Malmö erschienen, bei dem es nur an der Sonne lag, daß es heiß herging. Die schwedische Polizei beschränkte sich auf die nötigste Präsenz von ein paar PKW und einer kleinen Kavallerie. Die Zentrale von Sydkraft und Preußen-Elektra in Malmö wurde zwar besucht, aber nicht geschleift.

Schwedische Passanten taten das Anliegen der Atomkraftgegner als uninteressant ab oder präsentierten sogar den Gegenslogan: "Barsebäck behövsd" (Barsebäck wird gebraucht!). Eine Passantin meinte: "Wieso denn schon wieder Barsebäck?" und spielte damit auf die kürzliche Aktion von Greenpeace auf dem Reaktorgebäude an. Immerhin, die Werbeabteilung des AKW versuchte, mit den RadfahrerInnen ins Gespräch zu kommen, und informierte mit bunten Hochglanzprospekten. Zur Zeit beweist Barsebäck allerdings, daß es nicht gebraucht wird, denn beide Blöcke liegen still wegen Problemen mit den Notkühlberegnungsanlagen.

In Deutschland bereiten sich die Betreiber auf neue Atomtransporte vor: Ein leerer Castor-Behälter der BNFL wurde schon mal per Bahn nach Neckarwestheim gebracht. Eine Genehmigung für den Transport der abgebrannten Brennelemente nach Sellafield gibt es allerdings noch nicht und wird es laut Bundesamt für Strahlenschutz auch für die nähere Zukunft "aus unterschiedlichen Gründen" nicht geben.

Zu den Hausdurchsuchungen vom 6.7. (vgl. LinX 15/99) gibt es inzwischen einen "offenen Brief" einiger Anti-AKW-Gruppen, in dem es heißt: "Nach unseren bisherigen Erkenntnissen wurden bei den Durchsuchungen beschlagnahmt (wobei bei den verschiedenen Durchsuchungen sehr unterschiedlich vorgegangen wurde): PCs und Datenträger (Disketten, CDs), Videofilme, Fotos, Kalender, Adress-, Notiz- und Tagebücher, Material, an dem gerade gearbeitet wurde (u.a. Artikel und weitere Texte, unabhängig vom konkreten Tatvorwurf), Krankenunterlagen und Therapieunterlagen über die eigene Behandlung, PatientInnenunterlagen, Strategiediskussionen zu Uran-, CASTOR-Transporten und AKW-Widerstand, Unterlagen zu Bankkonten, Quittungen, Verträge usw., Schraubstöcke, Rohrzangen, Bolzenschneider, Schraubschlüssel, Eisenbahnschienen, Funkscanner, Signalwesten, Landkarten, Schreibmaschinen, Typenrad, Handschriften- und Schreibmaschinenproben, Haarbürsten und Hanfpflanzen. Außerdem wurden Zigarrettenkippen beschlagnahmt,da laut eines Durchsuchungsbeschlusses eine Zigarette (Marke Juwel) auf einer Betonschwelle im Gleisbett ausgedrückt worden sei. Sie soll 13,20 m von der Stelle gelegen haben, an der eine Hakenkralle bei Potsdam eingehängt worden sein soll. Erfahrungsgemäß kann es eine zweite Welle von Durchsuchungen geben. Darauf sollten wir uns vorbereiten!"

(BG)