Antifaschismus

Nazis griffen Hansastraße 48 an

Am 24.1. gegen 23.30 Uhr entdeckte ein Bewohner der Hansastr. 48 auf dem Hof zufällig drei auffällige Personen, zwei davon mit Glatze und Bomberjacke, eine weitere weniger eindeutig dem Neonazi-Umfeld zuzuordnen. Die Nazis bewegten sich auf den Vorraum der Sponti-Hansa-Kneipe zu. Dort konnten sie von ihm und zwei weiteren Hausbewohnern zur Rede gestellt werden. Sie gaben an, sie schrieben für die "Deutsche Stimme" und wollten sich informieren - offenbar über die Aktivitäten der Linken gegen die JN-Demonstration am 30.1. Da einer der Nazis anfing zu pöbeln, verwies man sie des Ortes. Dieser Aufforderung kamen die Nazis unter weiteren Pöbeleien nach.

Als man die Nazis bis zur Hansastraße verfolgte, um sicher zu sein, daß diese das Gelände auch wirklich verlassen, drehte sich einer der Nazis um und fotografierte die drei Hausbewohner. Einen Moment später fielen mehrere Schüsse aus einer Gaspistole, wobei einer der Hausbewohner eine geringe Dosis Tränengas direkt abbekam. Der Anführer des Trupps, offensichtlich älter als seine "Kameraden", die auf 18 bis 20 Jahre geschätzt wurden, drohte mit einem Knüppel. Dennoch zogen sich die Nazis zurück, wurden aber in einigem Abstand von den Hausbewohnern verfolgt. Einer der jüngeren Nazis kehrte noch einmal zurück und drohte aus der Entfernung mit gezücktem Messer, wurde jedoch von dem Anführer harsch zurückgepfiffen.

Die Nazis entfernten sich Richtung Schauenburger Straße, zunächst in eiligem Schrittempo. Nach Einbiegen in die Schauenburger Str. begannen sie zu rennen, immer noch in sicherem Abstand verfolgt von den Hansastraßenbewohnern. An der Ecke zum Knooper Weg wartete ein weißer Golf mit Kieler Kennzeichen und laufendem Motor auf die fliehenden Nazis. Die Hausbewohner konnten sich jedoch das Kennzeichen merken. Der Vorfall wurde kurz darauf der Polizei gemeldet, die die Täter noch in derselben Nacht vermutlich aufgrund des Kennzeichens festnehmen konnte. Ob die Täter inzwischen wieder auf freiem Fuß sind, dazu wollte sich die Kieler Polizei auf Anfrage der LinX nicht äußern.

Die Hausbewohner bewerteten die Aktion der Nazis gegenüber der LinX als gut geplant, wofür besonders das Fluchtfahrzeug spreche. Es handelt sich also offenbar nicht um eine spontane Aktion, sondern einen Ausspähversuch linken Terrains durch den Nazitrupp. Dafür spricht auch, daß einige Tage vorher und ein weiteres Mal nach dem Ausspähversuch in der Hansastraße ein Mitglied der Kieler PDS in deren Gaardener Büro durch die Scheibe hindurch fotografiert wurde. Ganz offensichtlich stehen solche Aktionen im Zusammenhang mit der Nazi-Demo am 30.1. und dienen wohl der Verunsicherung der Linken. Jedoch besteht auch die Möglichkeit, daß sich organisierte Nazis einen Überblick über Treffpunkte und Personen aus der Linken verschaffen wollen, möglicherweise um gegen diese zu anderem Zeitpunkt gezielt vorgehen zu können. Überdies konnte einer der Täter auf einem Foto identifiziert werden. Das Foto zeigt ihn bei einer NPD-Kundgebung zur Bundestagswahl mit dem früheren DVU-Abgeordneten im Kieler Landtag, Ingo Stawitz.

(jm)