Aus dem Kieler Rat

"Ordentliche Rendite"?

Rat will Sanierung des Opernhauses prüfen

Die SPD-Ratsfraktion will das Opernhaus sanieren lassen (LinX berichtete) und beschloß dazu in der Ratsversammlung vom 18.2., die Verwaltung möge bis zum 20.5. ein Sanierungskonzept vorlegen. Strittig war in der Debatte nicht das Ob der Sanierung, sondern das Wie. "Wenn Sie auf Dauer eine Oper haben wollen, müssen Sie was machen", faßte Stadtbaurat Otto Flagge den Sanierungsbedarf zusammen. Fraglich ist jedoch, ob nur repariert wird, was laut Flagge um die 30 Mio. DM kosten würde (zum Vergleich: das neue Schauspielhaus inklusive Umbau der Halle 400 hat die Stadt 22 Mio. DM gekostet), oder ob mit 54 Mio. DM auch eine Umgestaltung des Opernhauses stattfinden soll. Von letzterem erhofft sich die SPD auch "Rationalisierungseffekte".

Soll saniert werden - Kieler Opernhaus (Foto: jm)

Die Sanierung der Oper, so Jürgen Fenske, SPD-Fraktionsvorsitzender, sei "das nächste Kapitel, dem wir uns in der Geschichte der Kulturpolitik stellen müssen, das größte kulturelle Investitionsprojekt". "Die stürmischen, chaotischen und auch teuren Zeiten" seien vorbei, machte Fenske sich Mut - mit Blick auf die Querelen um das Künstlerische Leitungstrio Bohn/Büchel/Harms, deren erstere beiden 1996 wegen Budgetüberziehung ihren Hut nehmen mußten. Dennoch sind in der mittelfristigen Finanzplanung keine Mittel für die Opernhaussanierung vorhanden. Die SPD will daher die Sanierung in "kleinen, verträglichen Häppchen" und erhofft sich dann, so Fenske, "daß dieses Projekt eine ordentliche Rendite für die Kunst erwirtschaftet".

Schon im Vorfeld hatten CDU und SUK am SPD-Antrag kritisiert, daß es sich um einen "alten Hut" handele, worauf Ute Kohrs-Heimann, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, konterte: "Man kann uns nicht vorwerfen, daß wir was tun." Da aber selbst für die kleine Lösung einer bloßen Reparatur das Geld fehlt, soll die Verwaltung auch prüfen, welche Finanzierungsmöglichkeiten durch Zuschüsse des Landes und Sponsoring bestehen. OB Norbert Gansel erstickte allerdings jeglichen Optimismus im Keim: "Es geht nicht darum, was die Stadt in eine Sanierung stecken will, sondern was sie investieren kann." Das erforderliche Finanzvolumen übersteige in jedem Fall das des Ausbaus des neuen Ostuferhafens. EU-Mittel wie bei letzterem seien beim Opernhaus nicht einwerbbar. Überdies, so Gansel, sei eine Sanierung nur sinnvoll, wenn sie mit einer "umfassenden Strukturreform der Bühnen" einhergehe. Gansel verwies damit - wenn auch nicht explizit - auf die schon seit längerem gehandelten Pläne einer Privatisierung der Bühnen zu einer Theater GmbH

Sehr beliebt ist es beim OB auch, die Kosten für Kultur und Soziales gegeneinander aufzurechnen. Bei der Sanierung von Schulen, Sport- und Schwimmhallen bestehe ein Sanierungsbedarf in ähnlicher Höhe, nämlich etwa 50 Mio. DM. "Mir wird in diesem Zusammenhang immer wieder vorgeworfen, ich spielte Kultur und Soziales gegeneinander aus", sagte Gansel. Aber "genau um diese Abwägung" gehe es, denn schließlich könne man "jede Mark nur einmal ausgeben". Deshalb appelliere er an die "finanzpolitische Vernunft" der Ratsfraktion. Da es sich aber beim Antrag der SPD vorerst ohnehin nur um einen Prüfauftrag handelt, fand er trotz der Warnungen und Drohungen des OB eine breite Mehrheit.

"Unverhältnismäßige Preiserhöhungen"

Auf weniger Zustimmung stoßen hingegen die einen Tag nach der Ratsversammlung geäußerten Pläne der SPD-Fraktion, die Eintrittspreise der Bühnen Kiel anzuheben. Als "moderat" bezeichnet eine SPD-Pressemitteilung die lineare Erhöhung um 1 bis 2 DM pro Karte. "Diese erste Preiserhöhung nach vier Jahren", so Ute Kohrs-Heimann, "ist zumutbar und angesichts der finanziellen Engpässe der Bühnen und der gesamten Haushaltslage auch dringend notwendig". Die von der SPD angedachte Erhöhung liege unter der von der Bühnenverwaltung vorgelegten Preisliste. Kohrs-Heimann meinte, daß der SPD-Entwurf "sozialverträglich" sei, weil er in den unteren Preisgruppen nicht so zulangt, wie im Vorschlag der Verwaltung. Überdies plädierte sie an die "Solidarität aller Zuschauer mit ihrem Theater". Die SPD erhofft sich Mehreinnahmen in Höhe von 300.000 DM. Dies komme auch der künstlerischen Qualität zugute. Wer die sichern wolle, müsse auch Einnahmen sichern.

Sowohl die CDU wie auch die Grünen lehnten die Preiserhöhung in dieser Form ab, die CDU vollständig. Insbesondere die ermäßigten Tickets sollen nach dem Wunsch der Grünen nicht erhöht werden. Rainer Pasternak, kulturpolitischer Sprecher der Grünen: "Eine lineare Erhöhung der ordentlichen und der ermäßigten Preise schließt tendenziell eine Lücke, die sich in der gesellschaftlichen Entwicklung weitet." Stattdessen sei ein "deutliches Signal an die finanziell schlechter gestellten Menschen in unserer Stadt" wichtig. Auch die Preiserhöhungen im Kinder- und Jugendtheater sind nach Pasternaks Ansicht "unverhältnismäßig". Während die Erhöhung in der Oper 3% betrage, seien es beim Jugendtheater 10%. Zur Kulturausschußsitzung am 23.2. beantragten die Grünen daher entsprechende Änderungen im SPD-Konzept. Dennoch teilen die Grünen nicht die Fundamentalkritik der CDU. "Insgesamt sind die Preiserhöhungen maßvoll", sagte Pasternak, und entsprächen den "leider üblichen Kostensteigerungen".

(jm)