Antimilitarismus

Angehörige der Kriegstoten dürfen "Kilian" nicht betreten

Am 2.3. wollten die Kinder des Ingenieurs Josef Mutzbacher auf dem Gelände des Mahnmals "Kilian" Blumen niederlegen. Der Ingenieur der Germaniawerft wäre an diesem Tag 91 Jahre alt geworden und war bei einem Bombenangriff auf den U-Boot-Bunker am 5.4.1945 umgekommen, als das U-Boot U 4708 im Bunker sank. Er ist einer der fünf Toten, deren Überreste unter den Trümmern der Bunkerruine ruhen, weshalb der Mahnmal Kilian e.V. in der Ruine ein Kriegsgrab sieht, das nach EU-Recht nicht überbaut werden darf (LinX berichtete).

Dennoch haben die Arbeiten für den Ausbau des Ostuferhafens begonnen. Obwohl es noch keine denkmalrechtliche Genehmigung für Bauarbeiten auf dem Bunkergelände gibt, wird das Gelände derzeit mit Baggergut eingespült und von 17 Meter tiefen Gräben für Spundwände eingefasst. Der Mahnmal Kilian e.V. hat gegen diesen Verstoß gegen das Denkmalrecht geklagt (LinX berichtete). Die Klage wird derzeit noch geprüft.

Hafendirektor Jörg Rüdel verweigerte jedoch den Angehörigen von Josef Mutzbacher den Zugang zum Bunkergelände. Angeblich sei der Zutritt aus Organisations- und Sicherheitsgründen nicht möglich. Der wahre Grund für die Verweigerung dürfte indes ein anderer sein. Schon 1994 hatte Rüdel getönt, er lasse keine Besuche auf der Bunkerruine zu, damit das Thema "nicht zu sehr in die Köpfe der Leute" komme. Dennoch hat der Mahnmal-Verein bis vor kurzem jeden Sonntag öffentliche Führungen auf dem Gelände angeboten, die reges Interesse fanden.

Sieben weitere Angehörige von Kriegstoten unter den Bunkerruinen aus ganz Deutschland und den USA haben mittlerweile bei OB Norbert Gansel Anträge gestellt, die Ruine als Kriegsgrab anzuerkennen. Gansel lehnt das bisher ab (LinX berichtete). Ein Angehöriger hat inzwischen einen Anwalt eingeschaltet.

(jm)