Betrieb & Gewerkschaft

Werften:

Es geht auch um die Marine

Schiffbau ist eine industrielle Schlüsseltechnologie. Das gilt in Europa, genauso wie in Ostasien. Auf Werften und in den Zulieferbetrieben wird technisches Know-how entwickelt und gebunden, das weit über die Branche ausstrahlt. Kaum eine Industrienation konnte daher auf die Entwicklung einer eigenständigen Werftindustrie verzichten. Ohne massive Subventionen und Protektionismus ging das in den seltensten Fällen ab. Daher verwundert es nicht, dass auch das aufstrebende Südkorea in den 70ern begann Werften aufzubauen.

Ein militärischer Aspekt kommt hinzu: Fortgeschrittene Schiffsbaukunst ist eine wesentliche Voraussetzung für die Ausrüstung moderner Marinen. Wenn also der Chef des Landesverbandes Küste der IG Metall von der EU fordert, sich in der Schiffbauindustrie ähnlich zu engagieren wie in Luft- und Raumfahrt, dann redet er dem Aufbau eines europäischen Marine-Rüstungskonzerns das Wort. Auf der politischen Ebene sind die Weichen dafür bereits gestellt: Die EU hat auf ihrem Juni-Gipfel in Köln den Aufbau einer eigenständigen Rüstungsindustrie beschlossen. Die dafür notwendige Fusionswelle ist bereits im vollen Schwung. Erfasst sie demnächst die Werften, wird eine Folge der weitere Abbau von Arbeitsplätzen sein.

Der (militär-) strategische Aspekt war Anfang der 80er auch ein wesentlicher Grund für eine massive Rettungsaktion der westdeutschen Regierung für die Werften an Nord- und Ostsee, die in schwere See geraten waren. Der Preis, den die Arbeiter für die Umstrukturierung, die mit erheblichen Subventionen einher ging, zu bezahlen hatten, war hoch: Standorte wurden geschlossen, Betriebe zusammen geschrumpft. Zehntausende landeten trotz zahlreicher Streiks und Betriebsbesetzungen auf der Straße. Solidaritätsbekundungen von Kollegen aus anderen Betrieben und dem Ausland wurden in diesen Kämpfen gerne angenommen.

Heute gehört HDW mit den Thyssen Nordseewerken zu den Weltmarktführern im U-Bootbau.

(wop)

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