Betrieb & Gewerkschaft

Werften:

Währungsdumping?

1997 haben Südkoreas Werften einen Weltmarkt-Anteil von 30%, doch im Dezember des gleichen Jahres sind sie trotz blendender Auftragslage am Ende. Wie die ganze Wirtschaft des Landes stehen sie vor dem Bankrott, und zwar nicht, weil sie unproduktiv arbeiten, sondern weil das Land in Mitten der asiatischen Krise über einen vernachlässigten Aspekt seines Entwicklungsweges stolpert - die hohe Verschuldungsrate. Um die Industrialisierung voran zu treiben, hatten die Banken auf staatliche Anweisung in freizügigster Weise Kredite vergeben. Die Folge war eine Verschuldungsrate der Unternehmen, die mehr als das Dreifache z.B. der amerikanischen Konkurrenz betrug. Zwei Dinge brachten dieses Gebäude im Dezember 97 zum Einsturz: Der nachlassende Absatz aufgrund der Krise in den Nachbarländern und eine in den Jahren zuvor aus der Kontrolle geratene private Auslandsverschuldung. Europa und die USA hatten die Liberalisierung der internationalen Finanzmärkte durchgesetzt. Seit Anfang der 90er konnten sich die koreanischen Banken und Unternehmen im Ausland günstig mit Krediten versorgen. Besonders europäische Banken drängten, sich nicht viel um Sicherheiten kümmernd, auf den Markt. Rund die Hälfte der Auslandsverbindlichkeiten Koreas stand Ende 96 in den Büchern europäischer Geldinstitute.

Glaubt man dem Europäischen Metallarbeiterbund, dann griff der Internationale Währungsfonds in dieser Situation ein, um unrentable Betriebe zu stützen. Tatsächlich aber diente sein Rekordkredit v.a. dazu, den ausländischen Banken die Rückzahlung der Schulden zu garantieren und einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft zu verhindern. Die Kosten für diese Hilfsaktion, die nicht zuletzt dem europäischen Kapital zugute kommt, zahlen die koreanischen Arbeiter und Angestellten: hohe Inflation wegen der erzwungenen Anwertung, Umstrukturierung, Fusionen, Schließung unrentabler Betriebe, alles verbunden mit Massenentlassungen und Lohnkürzungen. Die Arbeitslosigkeit beträgt heute, trotz schnell eingetretener Erhohlung, rund 6%, ohne dass es eine mit Deutschland vergleichbare Erwerbslosenversicherung gäbe. Als im Frühjahr die Gewerkschaften zum wiederholten Male darauf mit Massenstreiks antworteten und mit brachialer Polizeigewalt auseinander getrieben wurden, hörte man von den europäischen Gewerkschaften wenig. Auch nicht, als der Vorsitzende der Daewoo-Schiffbau-Gewerkschaft Nah Yang-joo wegen der Mai-Streiks verhaftet wurde.

(wop)

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