Betrieb & Gewerkschaft

HDW und Ferrostaal kaufen griechische Werft

Neue Horizonte: HDW auf Einkaufstour!

Die von Babcock Borsig geführte Kieler Howaldswerke-Deutsche Werft (HDW) baut ihre beherrschende Stellung auf dem Markt für konventionelle, d.h. nicht-atomarbetriebene, U-Boote weiter aus: Nach der Übernahme der schwedischen Marinewerft Kockums (Malmö/Karlskrona) steht zum Jahresende der Kauf der Hellenic Shipyards (HSY) in Skaramanga bei Athen an: Für sechs Millionen Euro wird HDW – vorbehaltlich der Zustimmung der EU und Aufsichtsratsgremien – gemeinsam mit dem MAN-Handelshaus Ferrostaal die griechische Werft vollständig übernehmen. Bisher hält der griechische Staat 51 Prozent der HSY-Anteile, 49 Prozent befinden sich in den Händen einer Mitarbeiterkooperative. 33 Millionen Euro Kapitalerhöhung und 15 Millionen Euro an Investitionen über fünf Jahre sind geplant.

An der Sparte Handelsschiffbau hat HDW allerdings kein Interesse. Dieser Bereich der HSY soll nach der Übernahme entweder an eine griechische Werft verkauft oder eingestellt werden. In Athen und Umgebung spricht man gar davon, dass bereits im Bau befindliche Schiffe verschrottet werden sollen. Die Stillegung der Eisenbahnwaggon-Reparaturabteilung ist beschlossen. Anfängliche vermeldete "Beschäftigungsgarantie" über 6 Jahre für 1400 der heute 2000 direkt bei HSY beschäftigten Mitarbeiter, wurden mittlerweile vom HDW-Chef Klaus G. Lederer auf 1200 über 5 Jahre reduziert. Die Frage der Schuldenübernahme sei "zufriedenstellend geregelt" und "wir zielen auf Militäraufträge", so ein HDW-Sprecher.

Griechenlands Militär ist auf Einkaufstour. Modernisierung wird im Lande, selbst von sich dem linken Lager zurechnenden Organisationen und Personen, die Aufrüstung genannt. Allen Streitereien mit Deutschland über Entschädigungszahlungen für Zerstörungen und Massaker während der deutschen Besatzung zum Trotz, wird fleißig in der BRD geordert: Neben bodenständigem und luftgängigem - kürzlich wurden 24 Einheiten der Panzerhaubitze 2000 bei den Konsortionalpartnern Rheinmetall DeTec und Krauss-Maffei Wegmann bestellt, das Fahrgestell baut Rheinmetall Landsysteme in Kiel-Friedrichsort – wird von den griechischen Streitkräften vor allem maritimes Tötungswerkzeug geordert.

Auf der HSY wurden, mit HDW Know How, Export U-Boote der Klasse 209 für die griechische Marine zusammengebaut. Aktuell wird in Kiel für Griechenland ein Prototyp der neuen Exportversion 214 gebaut. Die folgenden zwei U-Boote werden auf der HSY gebaut. Die Einlösung einer Option über ein viertes U-Boot und die Instandsetzung der alten U-Boote der Neptun-Klasse gelten, im Zusammenhang mit dem Kauf der HSY durch HDW/Ferrostaal, in Attika als beschlossener Deal. Dazu der avisierte Bau von einem knappen Dutzend Korvetten für die, mit U-Booten und Fregatten aus Deutschland, schon gut gerüstete Marine.

Um die griechische Werft war eine regelrechte "Übernahmeschlacht" Entbrannt (vgl. LinX 10/01 und LinX 13/01), nachdem die griechische Regierung diese auf die Privatisierungsliste gesetzt hatte. "Wir wollen nicht, dass die Werft und unser Know How in fremde Hände gelangen", heißt es in der Werkszeitung HDW auf Kurs. Zum Schluss blieben französische, niederländische, britische, amerikanische und andere Interessenten auf der Strecke. Bestrebungen von HDW, über eine Beteiligung an der australischen ASC Werft, im pazifischen Raum Fuß zu fassen, hatten hingegen amerikanische Waffen- und Elektronikkonzerne einen Riegel vorgeschoben. Auf der Werft in Adelaide werden Kockums-U-Boote der Collins- Klasse für die australische Marine gebaut. Mit Mühe und Not wurde kürzlich, um Jahre verspätet, das erste U-Boot einsatz- aber nur bedingt gefechtsbereit gemeldet. In HDW auf Kurs werden auch Stützpunktsicherungen auf der südwesteuropäischen Atlantik-Flanke angekündigt: "Beim Projekt Portugal über drei U-Boote des Typs 209 PN will HDW sich im Rahmen des Offset an der portugiesischen Reparatur-Werft Lisnave mit einem kleinen Anteil beteiligen, um den Auftrag zu bekommen. Unser schärfster Konkurrent um den Auftrag ist die französische Werft DNCI." Zusätzlich zum Engagement am Tejo ist auch eine Beteiligung an einer Werft nördlich von Porto in Viana do Castelo geplant. HDW will 20 Prozent der Anteile beim gemeinsamen Kauf mit Ferrostaal, Thyssen (Blohm&Voss/Hamburg, TNSW/Emden) "und einem anderen deutschen Partner" übernehmen. Im Schlepptau wird danach Spanien deutsche U-Boote ordern. Nicht nur der mediterrane Küstenklatsch kolportiert entsprechende HDW-Aktivitäten. An Spaniens Küsten und Flüssen – nicht nur querab von Mallorca – stehen Werften zur Privatisierung an!

18 U-Boote im Wert von 5 Milliarden Euro hat HDW im Auftragsbestand. Gleichzeitig wird – neben den 3 für Portugal genannten – über 3 bis 5 weitere U-Boote mit einem Auftragswert von 2,5 bis 3 Milliarden Euro verhandelt, erklärte HDW-Chef Klaus G. Lederer in Hamburg. Aber nicht für Taiwan (vgl. LinX 10/01), bemüßigte sich Bundeskanzler in Peking zu erklären. HDW Aktivitäten in oder über die USA tauchen gelegentlich im norddeutschen Küstenklatsch auf! HDW auf Kurs: "Im Marineschiffbau erwarten wir eine unveränderte Nachfrage nach konventionellen U-Booten, die nach internen Marktprognosen im Zeitraum bis 2010 zu einer weltweiten Nachfrage nach rund 85 konventionellen U-Booten führen wird." Die HDW Gruppe hält seit der Übernahme Kockums in diesem Bereich 80% Weltmarktanteil. Einige U-Boot-Aufträge werden gemeinsam mit der Werft Thyssen-Nordsee-Werke in Emden abgearbeitet. Der nicht-militärische Schiffbau fristet bei HDW mittlerweile hinsichtlich Umsatz- und Beschäftigung ein Schattendasein. "Wir wollen uns so aufstellen, dass wir in der Lage sind, Aufträge selektiv hereinzunehmen", sagte Lederer. "Super-Fast-Fertig" übersetzen HDW-ler das Kürzel SFF für "Superfast-Ferries" mit Galgenhumor. Anfang nächsten Jahres werden die letzten beiden in der Endausrüstung befindlichen Schiffe der 6er-Serie abgeliefert. (vgl. LinX 20/00) Der Auftraggeber für die sechs auf HDW gebauten SFF-Schiffe soll, laut Lederer, Interesse an zwei weiteren Schiffen bekundet haben! W. Jard

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